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(2/3) Absolventen in der Corona-Krise: Berufseinstieg meistern

Teil 2: MOOC gegen Lücken im Lebenslauf

Autor: Ann-Katrin Grass

Saarbrücken (29.01.2021): Die Corona-Krise trifft insbesondere Berufseinsteiger und Absolventen. Unter Corona hat die Zahl an Stellenangeboten abgenommen. Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht, Diskussionen über Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfen beherrschen die Medien. Doch die Krise birgt auch Chancen - wie Young Professionals diese für sich nutzen können.

 

Übersicht:

  • Teil 1: Corona und Digitalisierung: Diese Branchen suchen Personal
  • Teil 2: Lücken im Lebenslauf überbrücken: Kostenlose Weiterbildung und Qualifizierung (MOOC)
  • Teil 3: Alternativen zum beruflichen Einstieg ausloten: Quereinstieg, Freiberuflich, Remote

 

Bewerben: Lücken im Lebenslauf

Egal, wie bemüht die jungen Absolventen und Berufseinsteiger sind - bei dem ein oder anderen ist eine Lücke im Lebenslauf unvermeidbar. Was lange als No-Go galt, wird von den Arbeitgebern aber sehr wahrscheinlich verziehen. Schließlich kämpfen nicht nur Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze, sondern zahlreiche Unternehmen um ihre Existenz. Die Pandemie hat in Deutschland zur schlimmsten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren ("Große Depression") geführt [3].

 

Hier hilft nur der Blick nach vorne. Laut Stifterverband und McKinsey wird die Vermittlung von Future Skills wird in den kommenden Jahren noch wesentlich wichtiger als es bisher der Fall war [3]. In (fast) jeder Branche werden digitale Technologien das Arbeitsleben prägen. Daher sind insbesondere technologische Fähigkeiten und digitale Schlüsselqualifikationen bedeutend für den beruflichen Erfolg. Aber auch nicht-digitale Schlüsselqualifikationen werden weiterhin wichtig sein - also das Sozialverhalten und der kompetente Umgang mit Fachwissen.

 

Kostenlose Online-Kurse zur Überbrückung (MOOC)

Um also eine Lücke im Lebenslauf sinnvoll zu nutzen, setzen viele auf Weiterbildung. Da gibt es nur ein Problem: Im Zuge der pandemiebedingten Wirtschaftskrise stehen den Unternehmen (und am Ende womöglich auch der ganzen Volkswirtschaft) weniger Mittel zur Verfügung, um Weiterbildung und Qualifizierung zu finanzieren [3]. Ein Teufelskreis, denn wie John F. Kennedy bereits sagte: Nur eines ist teurerer als Bildung, und zwar keine Bildung. So stehen fast jedem Fachgebiet oder Gewerk verschiedene Möglichkeiten zur kostenlosen bzw. kostengünstigen Weiterbildung im Online-Format zur Verfügung. Eine Auswahl nach Themen:

  • Management: Haufe Akademie (auf deutsch, nach kostenfreier Anmeldung)
  • Coding: Codecademy (auf englisch), Dash (auf englisch)
  • Jura: Jura-Podcast (auf deutsch, bereitgestellt von Dr. Fries der juristischen Fakultät LMU München)
  • Digitale Allgemeinbildung: openHPI (auf deutsch)
  • Medienpädagogik: Media Literacy Lab (auf deutsch, Forschungsprojekt des IMM der TH Köln)

Die Möglichkeiten des E-Learning sind unerschöpflich. Daher boomen Online-Kurse zur beruflichen Weiterbildung. Für Berufseinsteiger und Absolventen sind aber diese Angebote oft schwer erreichbar. Schließlich kommen sie gerade frisch von der Uni oder Berufsschule, viele waren bis dahin auf finanzielle Förderung angewiesen. Daher sollten Interessierte nach sogenannten MOOCs Ausschau halten. MOOC steht für Massive Open Online Course, also Online-Kurse mit großen Teilnehmerzahlen ohne Zugangs- und Zulassungsbeschränkungen.

 

Da wir im Informationszeitalter leben, kommt jetzt die gute Nachricht: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Demnach kann man in umfangreichen Datenbanken auch gleich selbst nach dem passenden Online-Angebot (MOOC) stöbern:

  • Deutsch: Deutscher Bildungsserver (zentrales Informationsportal zum deutschen Bildungssystem)
  • Englisch: edX (u.a. Naturwissenschaften, Technik, Sprachen)
  • Deutsch & Englisch: Coursera (u.a. Wirtschaft, Informatik, Sprachen)
  • Französisch: FUN MOOC (u.a. Geschichte, Mathematik, Agrarökologie)
  • Deutsch, Englisch & Französisch: iversity (alle Themen, auch für Unternehmen)
  • International: MOOC List (alle Sprachen, Hauptseite auf englisch, alle Fachgebiete)

 

Hochschulzugang für alle - online - ohne Studiengebühren!

Wer der englischen (oder arabischen) Sprache mächtig ist, sollte sich auf jeden Fall das Bildungsprogramm der University of the People (UoPeople) ansehen. Hier können verschiedene Abschlüsse erworben werden, die allesamt online durchführbar sind. Die Fachgebiete sind:

  • Business Administration: vergleichbar mit der deutschen Betriebswirtschaftslehre
  • Computer Science: vergleichbar mit angewandter Informatik in Deutschland
  • Health Science: vergleichbar mit Gesundheitswissenschaften bzw. Pflegewissenschaften
  • Master of Education: ein pädagogisch ausgerichteter Studiengang (führt nicht zum dt. Lehramt!)

UoPeople galt schon lange als seiner Zeit voraus und hat mit seinem Studienangebot und seiner Philosophie einen Nerv getroffen. Schließlich konnte die Online-Universität nach US-amerikanischen Standards im Juli 2020 einen Durchbruch zur Lösung der fluchtbedingten Hochschulkrise landen. Seit September 2020 ist das Angebot auch in arabischer Sprache (UoPeople Arabic Language Program) verfügbar.

 

So verschafft das Netzwerk Menschen auf der ganzen Welt Zugang zu Hochschulbildung, die in der westlichen Welt akkreditiert und anerkannt ist. In Deutschland sind hierfür staatliche bzw. öffentliche Anerkennungsstellen zuständig. In der Anabin-Datenbank kann man nachschauen, ob der erworbene Titel einer internationalen Online-Uni hierzulande anerkannt wird.

 

Online studieren ohne Abitur

Gerade Bachelor- und Master-Studiengänge (mit einer Dauer von vier Jahren) werden in der Regel vollwertig mit den deutschen Äquivalenten gleichgestellt. Die UoPeople bietet auch das sogenannte Associate Degree, das in Deutschland in dieser Form nicht existiert. Man kann es mit einer zweijährigen Fachschulausbildung vergleichen. Es wird nicht als Studienabschluss anerkannt und auch nur in Einzelfällen den deutschen Ausbildungsabschlüssen gleichgestellt. Allerdings ermöglicht dieses Stufensystem, dass man auch ohne deutsches Abitur einen Zugang zu einem Studium erhält - oft wird es von deutschen Unis als Hochschulreife angesehen. Studieren ohne Abitur bzw. die Anerkennung internationaler Bildungsabschlüsse sind aber fast immer Einzelfall-Entscheidungen.

 

 

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So Unterstützen wir Sie in der Krise

In unseren Einzelgesprächen widmen wir uns Ihrer persönlichen Situation. Wenn Sie schon wissen, in welche Richtung es gehen soll, können Sie uns auch einfach direkt mit dem Schreiben Ihrer Bewerbung beauftragen.

 

Wir freuen uns auf Sie und sind schon ganz gespannt, wohin sich Ihr beruflicher Weg entwickeln wird.


Quellen

Vorschaubild: Photo by Lewis Keegan on Unsplash

Titelbild: Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

 

[1] Hutter & Weber (2020). Corona-Krise: die transformative Rezession. Wirtschaftsdienst, 100, 429 - 431. Zugriff am 27.01.2021. Verfügbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s10273-020-2676-5

 

[2] Diewald et al. (2020). Entwicklung der Beschäftigungsstruktur durch Digitalisierung von Arbeit. Handbuch Gestaltung digitaler und vernetzter Arbeitswelten. Zugriff am 27.01.2021. Verfügbar unter https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-52979-9_19

 

[3] Kirchher, J. at al. (2020). Die Zukunft der Qualifizierung in Unternehmen nach Corona. Stifterverband & McKinsey [Hrsg.], Diskussionspapier. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter https://www.stifterverband.org/download/file/fid/9506

 

[4] WZB (2020). Corona-Alltag. Ergebnisse: Stichprobe. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter https://wzb.eu/de/node/67069/subpage/67273

 

[5] Randstad (2020). Große Sorge vor dem Jobverlust wegen Corona. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter https://www.randstad.de/ueber-randstad/presse/unternehmensfuehrung/sorge-vor-jobverlust-wegen-corona/

 

[6] BIBB (2020). Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe 2020. Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/16754


Autor

Ann-Katrin Graß

M.A. Prävention & Gesundheitsmanagement

 

Ann-Katrin "Anka" Graß arbeitet seit 2012 in der Gesundheits- und Sozialbranche. Ihre Themen sind Bewerbungstraining, Coaching und Bildungsberatung. Sie arbeitet mit Fach- und Führungskräften, die am Anfang ihrer Karriere stehen und sich beruflich entwickeln möchten. Sie beantwortet gerne Fragen der Personalentwicklung mit Bezug zu Industrie, Technik und Handwerk.

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