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Neue Wege für Bildung und Arbeitsmarkt

Chancen und Challenges der Digitalisierung

Autor: Katharina Degel

Saarbrücken (27.01.2022): Zoom, Moodle, GoToMeeting – das alles sind Namen, die aus unserer heutigen digitalen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken sind. Doch noch vor ziemlich genau zwei Jahren wusste kaum jemand, was darunter zu verstehen war - zumindest hierzulande. Die Corona-Pandemie hat Deutschlands digitale Entwicklung gefühlt um Lichtjahre beschleunigt. Zwar tummeln wir uns im Ländervergleich immer noch auf den hinteren Plätzen [1] und laufen Gefahr, nach dem Ende des pandemischen Ausnahmezustands wieder in alte Muster zurückzufallen, aber es hat sich definitiv etwas getan.

 

Die Pandemie als Treiber der Digitalisierung

 

Noch vor wenigen Jahren sah unsere digitale Landschaft ganz anders aus. Vernetzt via E-Mail, Social Media und Messenger Diensten sind wir zwar schon lange, aber der Wille, diese digitale Vernetzung zu einem festen Tool in Arbeitswelt und Bildung zu machen, kam erst auf, als es keine andere Möglichkeit mehr gab. Plötzlich stellten Arbeitgeber fest, dass das, was wir heute als Präsenzveranstaltung bezeichnen - vor zwei Jahren noch schlicht und einfach Meeting genannt - gar nicht unbedingt nötig war. Dienstreisen, Kundenbesuche, Quartalsbesprechungen? Geht auch online. Home-Office und digitale Meetings wurden zum Gebot der Stunde. Auch im Bereich Bildung fing man in Deutschland an, umzudenken. Nachdem das Thema Digitalisierung am Bildungssystem komplett vorbeigegangen war, musste nun schnellstmöglich reagiert werden. Online-Schulen wurden aus dem Boden gestemmt, virtuelle Klassenzimmer eingerichtet. Jahre der Trägheit gegenüber neuen Entwicklungen forderten nun ihren Tribut.

 

Bildung und Wissen werden greifbarer

 

Auch die Weiterbildungsbranche hat einen großen Sprung gemacht. Digital stattfindende Fort- und Weiterbildungen werden immer beliebter und bieten eine große Chance, besonders für Arbeitnehmer in eher ländlichen Regionen. Denn jetzt kann auch von zu Hause aus gelernt werden und der Aufwand und die Reisekosten, die vorher möglicherweise mit einer Weiterbildung verbunden waren, fallen weg.




Nach und nach schwappen große Online-Kursanbieter über den Ozean auch nach Deutschland. Auf Plattformen wie Udemy oder Coursera gibt es tausende Möglichkeiten, sich online weiterzubilden. Privatpersonen, Firmen, Bildungsträger und sogar Universitäten bieten hier ihre Kurse an, auf die man von überall auf der Welt zugreifen kann. Von privaten Interessen bis hin zu Bachelor- und Masterabschlüssen findet sich hier alles. Wissen scheint heute allgegenwärtig zu sein und die Verbesserung von Karrierechancen greifbarer für den Einzelnen.

 

Umgang mit digitalem Wandel will gelernt sein

 

Aber eine „neue Welt“ kommt natürlich auch mit neuen Anforderungen. Wollen wir uns in dieser digitalen Welt zurechtfinden und sie zu unserem Vorteil nutzen, müssen wir den Umgang damit lernen. Faktoren wie Zeitmanagement, Eigenmotivation und strukturiertes Arbeiten spielen dabei eine große Rolle. Auch die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit muss definiert werden, denn durch die ständige Vernetzung verschwimmen schnell die Grenzen. Die Kunst besteht darin, die neuen Technologien als Karrierechance zu verstehen, sich aber nicht in ihnen zu verlieren. Wenn wir einen großen Teil unseres Arbeitslebens im digitalen Raum verbringen, müssen wir dafür im Privaten einen Ausgleich schaffen und die „Switch-off“-Taste drücken, denn wie Cal Newport in seinem Buch über digitalen Minimalismus sagt: „Simply put, humans are not wired to be constantly wired.“ [2]

 

Ähnlich wie Schüler heute in Geschichte die erste und zweite Industrialisierung behandeln, wird in den Schulen der Zukunft über die Digitalisierung gelehrt werden. Noch nie war es so einfach, zu kommunizieren, zu lernen, sich weiterzubilden und noch nie so schwer, sich zu fokussieren oder ein soziales Miteinander fernab von Technologien aufrechtzuerhalten. Daher müssen wir eine Philosophie der Digitalisierung erdenken, um diesen Balanceakt zu meistern.


Autor

Katharina Degel

Diplom-Übersetzerin

 

Unterrichten, schreiben, prüfen – als Linguistin liebt Katharina alles, was mit Sprache zu tun hat. Sie ist seit mehreren Jahren als Dozentin tätig, organisiert Sprachkurse sowie Prüfungen und ersinnt Social-Media-Posts zum Thema Bildung und Deutsch als Fremdsprache. Sie schreibt gerne über ihr Fachgebiet, aber auch alles andere, was sie interessiert.

 

 

Zur Kontaktaufnahme mit Katharina schreiben Sie bitte eine Mail an sekretariat@lector-gmbh.de

 


Bildnachweis und Quellen

Vorschaubild: Photo by Markus Winkler on Unsplash

Titelbild: Photo by Compare Fibre on Unsplash

 

Literatur:

 

[*1] Riecke, T. (2021). Drittletzter von 20 Staaten: Frankreich und Italien hängen Deutschland bei der Digitalisierung ab. In Handelsblatt. Zugriff am 23.01.2022 unter https://www.handelsblatt.com/politik/international/standortwettbewerb-drittletzter-von-20-staaten-frankreich-und-italien-haengen-deutschland-bei-der-digitalisierung-ab/27569412.html?ticket=ST-2266196-2TuXKswHPWubDtkuHbvC-ap4

 

[*2] Newport, C. (2019). Digital Minimalism: Choosing a Focused Life in a Noisy World. Penguin Books


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