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Burnout - bin ich betroffen?

Erschöpfungssyndrom im Fokus

Autor: Ann-Katrin Grass

Saarbrücken (17.03.2022): Burnout betrifft schon längst nicht mehr nur Spitzenmanager in hohen Positionen. Das Syndrom kann jeden treffen, der im beruflichen Kontext entsprechenden Belastungen ausgesetzt ist – manchmal sogar Studierende und Kinder. Frauen leiden tendenziell häufiger unter Burnout als Männer. Doch wie verbreitet ist Burnout genau? Durch welche Symptome macht es sich bemerkbar? Und was kann man dagegen tun?

 

 

Wie verbreitet ist Burnout?

Leistungsdruck, die Fülle an täglichen Aufgaben und private Belastungen führen dazu, dass Burnout immer weitere Verbreitung findet. Dabei haben Betroffene das Gefühl, wie eine Kerze „auszubrennen“ – daher der Name. Die internationale Data and Analytics Group YouGov hat im September 2021 eine Umfrage durchgeführt. Demnach geben 39% der Befragten an, dass es an ihrem aktuellen oder ehemaligen Arbeitsplatz zu Burnout-Fällen gekommen ist [n = 2018; 12]. Weitere 26% gaben an, dass es zwar keine offiziellen Fälle an ihrem Arbeitsplatz gab, aber sie sich vorstellen können, dass es dennoch dazu gekommen ist.

 

Seit 2009 hat sich das Krankheitsgeschehen aufgrund von Burnout fast verdreifacht [14]. Die Betriebskrankenkassen haben dazu Statistiken angefertigt. Im Jahr 2018 entfielen etwa 74 Krankheitstage (Arbeitsunfähigkeit) auf 1000 Versicherte. Frauen (95 Krankheitstage) scheinen dabei häufiger betroffen zu sein als Männer (61 Krankheitstage). 44% der von YouGov befragten Frauen sagt, mindestens einmal im Leben schon unter Burnout gelitten zu haben [12]. Wenn Sie also das Gefühl haben, unter chronischer Erschöpfung zu leiden, sind Sie damit nicht allein. Burnout kann sogar Kinder treffen [7].

 

 

Burnout Symptome: Wie merkt man, dass man betroffen ist?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei Burnout um ein Syndrom handelt. Ein Syndrom keine „echte“ Krankheit. Das kann die Diagnostik und Datenerhebung manchmal erschweren. Bei einem Syndrom kombinieren sich verschiedene Krankheitszeichen, die Symptome [15]. Das griechische Wort „syndromḗ“ (συνδρομή) bedeutet so viel wie „Zusammentreffen“ oder „Zusammenlaufen“ [4]. Wird also die Diagnose „Syndrom“ gestellt, beschreibt die Ärztin/der Arzt damit das Zusammenspiel verschiedener Symptome, für die es ansonsten keine Erklärung gibt.

 

Corona-Pandemie: Burnout oder Cave-Syndrom?

Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie ist dabei ein neues Syndrom ins Bewusstsein gerückt, dass sich ähnlich wie Burnout darstellt: Das Cave-Syndrom [11]. Aktuell kann es in Zeiten von Home Office und New Work schwierig sein, die beiden Syndrome auf Anhieb richtig zu unterscheiden. Die korrekte Diagnose kann natürlich nur ärztliches Personal stellen. Doch vereinfacht ausgedrückt lässt sich Burnout an starker Erschöpfung, einer frustrierten Grundeinstellung gegenüber dem Job und verminderter Leistungsfähigkeit erkennen [1]. Beim Cave-Syndrom stehen Anzeichen wie das Vermeiden sozialer Kontakte im Vordergrund [11]. Tatsächlich kann es aber bei beiden Syndromen zu ähnlichen Anzeichen kommen, wozu der Rückzug vom sozialen Umfeld gehören kann.

 

Welche Symptome sind für Burnout typisch?

Burnout wird seit Januar 2022 in der 11. Revision der Internationalen Klassifikation der

Krankheiten (ICD-11) als Berufsphänomen aufgeführt [17]. Dabei wird das Syndrom aber nicht als medizinischer Zustand eingestuft. Burnout „ist ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz konzipiert wurde, der nicht erfolgreich bewältigt wurde“ [17]. Das Syndrom zeichnet sich durch die folgenden Dimensionen aus:

 

  • Gefühle von Energiemangel oder Erschöpfung
  • erhöhte mentale Distanz zur eigenen Arbeit oder
  • Gefühle von Negativität oder Zynismus in Bezug auf die eigene Arbeit
  • verminderte berufliches Wirksamkeitsempfinden

 

Burnout bezieht sich daher speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und wird auch nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet [17]. Dabei wird ein wenig offen gelassen, ob sich dieser „berufliche Kontext“ auch über Schule und Studium erstreckt. Lange wurde Burnout als umgangssprachlicher Begriff für die „Erschöpfungsdepression“ verwendet [7]. Oft wird Burnout in einem Atemzug mit Depressionen genannt [5]. Da sich Burnout und Depressionen sehr ähnlich darstellen, kommt es hier häufig zu Fehldiagnosen.

 

Burnout erstreckt sich in erster Linie über psychische Einschränkungen. Das Syndrom kann aber auch mit körperlichen Symptomen einhergehen [6,7]. Hier sind verstärktes Schwitzen, Schwindel, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Magen-Darm-Probleme zu nennen. Es kann ebenso zu Rückenschmerzen kommen. Ebenso sind andauernde Müdigkeit, erhöhte Reizbarkeit und Schlafstörungen für das Syndrom typisch.

 

 

Was macht man, wenn man Burnout hat?

Am Anfang gilt es zunächst zu erkennen, dass man unter einer entsprechenden Belastungssituation steht. Eine Diagnose kann nur von fachärztlichem Personal gestellt werden. Dieses leitet dann auch die entsprechende Therapie ein, die individuell auf die betroffene Person abgestimmt wird. Hier ist die Hausärztin/der Hausarzt die erste Kontaktperson. Dort erhält man eine Krankschreibung und eine Überweisung zu weiteren Fachärzten, üblicherweise zu Psychotherapeuten oder Psychiatern. Der Gang zum Arzt ist nicht nur wegen der Belastung durch Burnout selbst wichtig. Die Anzeichen können nämlich auch auf Frühsymptome anderer Erkrankungen hindeuten [10].

 

Es ist sehr wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen und so früh wie möglich zu intervenieren. Der Gang zum Arzt kann eine Hemmschwelle darstellen. Außerdem kann es schwierig sein, auf Anhieb einen Termin zu bekommen – und zeitnahe Hilfe ist das wichtigste bei psychischen Einschränkungen. Fühlen Sie sich belastet oder bemerken Sie Symptome bei einer nahestehenden Person, gibt es auch einige niederschwellige Möglichkeiten für Hilfe. Es gibt anonyme Hilfe am Telefon, per Chat oder per Mail sowie Online-Beratungsmöglichkeiten. Wenden Sie sich dabei unbedingt an professionelle Fachkräfte, die sich auf psychische Erkrankungen oder Burnout spezialisiert haben – nur so ist die richtige Unterstützung zeitnah zu gewährleisten.


Bei Burnout oder psychischen Beschwerden ist professionelle und spezialisierte Hilfe wichtig. Bitte wenden Sie sich bei medizinischen Einschränkungen immer direkt an Fachpersonal. Wir bei Job-Designer bieten Unterstützung in verschiedenen Lebenslagen – aber medizinische Hilfe kann Ihnen nur ärztliches Personal bieten! Wenden Sie sich bei akuten Beschwerden daher unbedingt an Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt, eine psychiatrische Notaufnahme oder den Rettungsdienst. Das „Netz psychische Gesundheit“ bietet mehr Informationen [https://www.psychenet.de/de/hilfe-finden/schnelle-hilfe/soforthilfe.html]


Zu den möglichen Therapieverfahren gehören Entspannungstechniken, Psychotherapie, Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren, Gruppen- und Sporttherapie sowie die Möglichkeit, sich stationär in einer Burnout-Klinik versorgen zu lassen [16]. Bei einem depressiven Beschwerdebild ist es auch möglich, Medikamente zu verordnen. Wichtig sind außerdem die Angehörigen und Freunde. Diese sind eine soziale Ressource, um das Syndrom zu überwinden und sich nach überstandenem Burnout wieder zu festigen.

 

Sollte man an einem „vorübergehenden Gefühl von Arbeitsüberlastung“ leiden, „besteht kein dringender Handlungsbedarf“ [10]. Wenn sich die Erschöpfung nur zeitlich begrenzt zeigt und in kurzen Phasen der Erholung wieder zurückgeht (zum Beispiel am Wochenende), handelt es sich nicht um ein Burnout. Allerdings ist davon auszugehen, dass es bereits zu einer deutlichen Belastung gekommen ist. Dann ist es ratsam, diese Beschwerden dennoch ernst zu nehmen und aktiv zu werden – um ein „richtiges“ Burnout zu verhindern.

 

Wie lange braucht man, um sich von Burnout zu erholen?

Ein ausgewachsenes Burnout ist meist mit einer langen Rekonvaleszenz verbunden. Man sagt, dass die Erholungszeit in etwa so lange andauert, wie es dauert, das Syndrom zu erwerben. Das ist insofern erst einmal sehr vage. Es kommt natürlich auch darauf an, ob man die auslösenden Faktoren zeitnah erkennt und abschalten kann. Burnout verläuft oft in verschiedenen Phasen [16]. Je weiter fortgeschritten, desto länger die Erholungsdauer.

 

Psychische Einschränkungen und Belastungen gehören zu den langwierigsten Gründen für eine Arbeitsunfähigkeit. Im Schnitt dauert eine Krankschreibung 38,8 Tage [Stand: 2020; 13]. Die individuelle Dauer kann aber auch deutlich darunter oder darüber liegen. Grundsätzlich ist eine Krankschreibung zu empfehlen, da die Ursachen für Burnout typischerweise im beruflichen Umfeld auszumachen sind. Wer gesetzlich krankenversichert ist wie bei der TK (Techniker), kann „für bis zu 78 Wochen innerhalb von drei Jahren Krankengeld bekommen“ [3]. Dabei handelt es sich um die Höchstbezugsdauer, wenn man wegen derselben Diagnose krankgeschrieben wird.

 

Prävention: Wie beuge ich Burnout vor?

Eine ärztlich angeregte Therapie wird sich nach dem individuellen Bedarf des Betroffenen zu richten. Man kann zudem selbst einiges tun, damit es nicht so weit kommt. Demnach ist es wichtig, sich verdrängten Gefühlen und Bedürfnissen zu widmen, diese „wieder neu zu entdecken“ und sich „bewusst zu machen“ [9]. Die AOK empfiehlt hierzu, „Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung zu finden und die persönlichen Ziele und Werte im Job sowie zuhause regelmäßig zu reflektieren“ [1]. Zudem können Weiterbildungen und Coaching hilfreich sein, um zu einer besseren Work-Life-Balance zu gelangen.

 

Betroffene mit Burnout und/oder Erschöpfungssyndrom zeigen häufig spezifische Denkmuster. Einige hängen in Gedanken ihren vergangenen Fehlentscheidungen nach oder werden von hoffnungslosen Empfindungen gegenüber der Zukunft gequält [8]. Wer solche Muster bei sich beobachtet, muss nicht direkt am Burnout-Syndrom leiden, ist aber gefährdet. Hier gilt es, entsprechende Denkmuster erst einmal achtsam zu registrieren und bewusst zu bearbeiten, um sie durchbrechen zu können.

 

Wer Belastungssituationen zuvorkommen möchte, kann auch die Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung nutzen (insofern er/sie dort versichert ist). Hier werden Gesundheitsangebote wie Kurse zur Stressbewältigung gefördert [2], wozu die Kassen gesetzlich verpflichtet wurden. Ansprechpartner ist die eigene Krankenversicherung, die auch einen Kontakt zu Anbietern herstellen können oder eigene Kurse im Angebot haben.

 

Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch in keinem Falle professionelle Hilfe durch medizinisches Fachpersonal. Sollten Sie sich unwohl fühlen, suchen Sie bitte umgehend eine Ärztin oder einen Arzt auf.

 


Autor

Ann-Katrin Graß

M.A. Prävention & Gesundheitsmanagement

 

Ann-Katrin "Anka" Graß arbeitet seit 2012 in der Gesundheits- und Sozialbranche. Ihre Themen sind Bewerbungstraining, Coaching und Bildungsberatung. Sie arbeitet mit Fach- und Führungskräften, die am Anfang ihrer Karriere stehen und sich beruflich entwickeln möchten. Sie beantwortet gerne Fragen der Personalentwicklung mit Bezug zu Industrie, Technik und Handwerk.

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anka@job-designer.de

www.annkatringrass.de


Bildnachweis

Vorschaubild: Photo by Jacqueline Day on Unsplash

Titelbild: Photo by Sydney Sims on Unsplash


Quellen

  1. AOK Gesundheitsmagazin (2021) Burnout: Wie merke ich, dass ich betroffen bin? https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/burnout-so-merken-sie-ob-sie-betroffen-sind/. Zugriff am 16.3.2022
  2. Bundesgesundheitsministerium (2019) Prävention. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/p/praevention.html. Zugriff am 17.3.2022
  3. Die Techniker (2022) Wie lange bekomme ich Krankengeld? https://www.tk.de/techniker/leistungen-und-mitgliedschaft/informationen-versicherte/leistungen/weitere-leistungen/krankengeld/arbeitnehmer/dauer-krankengeldzahlung-arbeitnehmer-2006210. Zugriff am 17.3.2022
  4. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (16.03.2022) Syndrom, das. https://www.dwds.de/wb/Syndrom. Zugriff am 16.3.2022
  5. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2020) Was ist ein Burnout-Syndrom? https://www.gesundheitsinformation.de/was-ist-ein-burnout-syndrom.html. Zugriff am 16.3.2022
  6. Keck ME (2010) Burnout, Zuchwil
  7. Kinderzentrum am Johannisplatz (2020) Kinderzentrum: Burnout bei Kindern (Kinderarzt/Kinderärzte Leipzig: Kinderkardiologie, Kinderchirurgie, Kinderendokrinologie, Kindernephrologie, Allgemeine Pädiatrie). https://www.kinderzentrum-am-johannisplatz.de/kinderzentrum/ratgeber/burnout-bei-kindern. Zugriff am 16.3.2022
  8. König R (2020) Gewinnen Sie Kraft im Hier und Jetzt. In: König R (Hrsg.) Schnelle Hilfe bei Burnout. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, S.21–24
  9. König R (2020) Zurück in die Leichtigkeit. In: König R (Hrsg.) Schnelle Hilfe bei Burnout. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, S.5–11
  10. Neurologen und Psychiater im Netz (2016) Burnout-Beschwerden nicht längerfristig hinnehmen. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/burnout-beschwerden-nicht-laengerfristig-hinnehmen/. Zugriff am 17.3.2022
  11. pronovaBKK (2022) Cave-Syndrom. https://www.pronovabkk.de/leben/cave-syndrom.html. Zugriff am 16.3.2022
  12. Radtke R (2022) Burnout - Umfrage zu Fällen am Arbeitsplatz 2021. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1275513/umfrage/umfrage-zu-burnout-faellen-in-unternehmen/. Zugriff am 16.3.2022
  13. Radtke R (2022) Psychische Erkrankungen - Durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer bis 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/845/umfrage/dauer-von-arbeitsunfaehigkeit-aufgrund-von-psychischen-erkrankungen/. Zugriff am 17.3.2022
  14. Statista Research Department (2022) Krankheitstage aufgrund von Burnout in Deutschland. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/189542/umfrage/anzahl-der-krankheitstage-durch-das-burnout-syndrom-seit-2004/. Zugriff am 16.3.2022
  15. Stieglitz R-D (2008) Diagnostik und Klassifikation in der Psychiatrie, 1. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart
  16. Theodor-Wenzel-Werk e.V. (2022) Burnout – Fakten, Symptome und Therapien | Theodor-Wenzel-Werk e.V. https://tww-berlin.de/kliniken/krankheitsbilder/burnout-fakten-symptome-und-therapien#phasen. Zugriff am 17.3.2022
  17. World Health Organization (28. Mai 2019) Burn-out an "occupational phenomenon": International Classification of Diseases

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