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Ausbildungsvergütungen im Vergleich

Ausbildung und Berufswahl – wie hoch sind die Vergütungen?

Autor: Ann-Katrin Grass

Saarbrücken (21.03.2022): Die Ausbildungsvergütung kann ein wichtiges Thema sein, wenn es um die Berufswahl geht. Dabei gibt es zum Teil große Branchenunterschiede, denn derselbe Beruf erhält je nach Bereich manchmal unterschiedliche Vergütungen. Durch eine Novelle des Berufsbildungsgesetzes gibt es außerdem mittlerweile eine Mindestausbildungsvergütung – unabhängig von Betrieb und Branche. Der Ausbildungsmarkt ist zudem einem starken Wandel unterworfen, weshalb sich ein tiefergehender Blick auf die Spitzenreiter und Underdogs des Ausbildungsgehalts lohnt.

 

Gehalt in der Ausbildung: Was kann ich erwarten?

Am 1. Januar 2020 ist das neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) in Kraft getreten [1]. Ein wichtiger Bestandteil war die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung, die es vorher nicht gab. Das heißt, dass die Ausbildungsvergütung nicht nur von Lehrjahr zu Lehrjahr steigen muss, sondern einen gewissen Betrag nicht unterschreiten darf. Neben der Mindestausbildungsvergütung können Tarifverträge Anwendung finden, die der auszubildenden Person bessere Konditionen bieten müssen, als die gesetzlichen Mindestanforderungen, um wirksam sein zu können.

 

In welcher Ausbildung verdient man am meisten?

Je nach Bundesland können die Ausbildungsvergütungen schwanken. Dennoch lässt sich ein Bild zeichnen, wo man am meisten und wo am wenigsten verdient. Ganz vorne liegen Berufe wie Bankkaufmann/-frau (Industrie & Handel, ca. 1080 Euro im ersten Lehrjahr) oder Chemikanten (Industrie & Handel, ca. 1021 Euro im ersten Lehrjahr), wobei es sich um durchschnittliche Angaben für das gesamte Bundesgebiet handelt [2]. In landwirtschaftlichen Berufen gehört der Gärtner (m/w/d) zu den bestbezahlten Ausbildungsberufen mit einer durchschnittlichen Vergütung von 911 Euro im ersten Lehrjahr. Noch besser geht es angehenden Forstwirten: hier locken monatlich 1007 Euro zu Beginn des Ausbildungsverhältnisses.

 

Zwischen den Branchen gibt es teils große Unterschiede, weshalb man hier genau hinsehen sollte. Grundsätzlich gelten Industrie und Handel als etwas lukrativer im Vergleich zu Handwerk und Landwirtschaft. Allerdings kommt das stark auf den konkreten Beruf an, die Abweichungen betreffen meist nur „wenige“ hundert Euro (wobei das für Auszubildende viel Geld ist). Im öffentlichen Dienst gilt die Fachkraft für Abwassertechnik (ca. 1043 Euro im ersten Ausbildungsjahr) als gut vergütet [2]. Auch der Beruf Justizfachangestellte/r mit 1041 Euro (1. Ausbildungsjahr) lässt sich dem öffentlichen Dienst zuzählen.

 

Lust auf etwas Besonderes in der Industrie? Der Gießereimechaniker (m/w/d) kommt mit 1003 Euro (1. LJ) daher. Anhand des der Kaufmann/-frau für Büromanagement werden Branchenunterschiede besonders deutlich. In Handwerksbetrieben gibt es hier durchschnittlich 772 Euro, in Industrie und Handel 931 Euro und im öffentlichen Dienst 1041 Euro zu Beginn der Ausbildung. Der öffentliche Dienst ist also sehr attraktiv, wenn man nach hohen Einstiegsvergütungen sucht und man ein Berufsbild im Auge hat, das in verschiedenen Branchen gebraucht wird.

 

Ausbildung im Handwerk: Spitzenreiter und Underdogs

Wer einen handwerklichen Beruf ergreifen möchte, sollte über eine Karriere im Baugewerbe nachdenken. Hier locken Ausbildungsvergütungen wie die des Ausbaufacharbeiters, Beton- und Stahlbetonbauer oder des Zimmerers (m/w/d) ab 905 Euro im ersten Lehrjahr [3]. Hierbei handelt es sich um tarifliche Vorgaben, die zumeist von der zuständigen Innung festgelegt werden (Achtung: Die Vergütungen können sich je nach Bundesland unterscheiden). Andere Handwerksberufe wie Konditor, Fotograf oder Maßschneider (m/w/d) müssen sich oft mit dem gesetzlichen Minimum begnügen.

 

Auch der Gebäudereiniger (m/w/d) ist ein handwerklicher Ausbildungsberuf. Berufe in der Reinigung galten lange als wenig attraktiv, doch sind Berufsbilder und Karriereaussichten einem ständigen Wandel unterworfen. Somit haben sich Jobs in der Reinigung zu spannenden Vakanzen entwickelt, die zahlreiche Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten bieten. Die Ausbildung wird ab etwa 810 Euro im ersten Lehrjahr vergütet und gehört somit eher zu den Spitzenreitern als den Underdogs der handwerklichen Berufsbildung.

 

Gewerbliche Berufe: Wo verdient man am meisten?

Insbesondere die Immobilien- und Wohnungswirtschaft lockt mit hohen Ausbildungsvergütungen. Stand 2021 geht es ab 1020 Euro im Saarland los [4]. Ab 2023 soll sie sogar auf 1070 Euro steigen. Auch gewerbliche Ausbildungsberufe in der Papier, Pappe und Kunststoff verarbeitende Industrie werden mit 1030 Euro im Monat gut bezahlt (ab 01.05.2022). Auch das Versicherungsgewerbe lockt mit 1070 Euro im ersten Lehrjahr.

 

Geld ist wichtig, aber nicht alles

Die Ausbildungsvergütung spielt sicherlich eine wichtige Rolle bei der Berufswahl. Allerdings muss betont werden, dass die Vergütung nicht redundant mit dem späteren Gehalt ist. In vielen Branchen – wie beispielsweise dem Einzelhandel – gibt es zwar später einen vergleichsweise hohen Stundenlohn. Doch Betroffene klagen darüber, dass es für sie schwierig wird, einen Arbeitgeber zu finden, der eine Vollzeitstelle für sie schaffen kann. Bei der Wahl der richtigen Ausbildung ist es also sehr wichtig, sich auch über die späteren Rahmenbedingungen Gedanken zu machen.


Autor

Ann-Katrin Graß

M.A. Prävention & Gesundheitsmanagement

 

Ann-Katrin "Anka" Graß arbeitet seit 2012 in der Gesundheits- und Sozialbranche. Ihre Themen sind Bewerbungstraining, Coaching und Bildungsberatung. Sie arbeitet mit Fach- und Führungskräften, die am Anfang ihrer Karriere stehen und sich beruflich entwickeln möchten. Sie beantwortet gerne Fragen der Personalentwicklung mit Bezug zu Industrie, Technik und Handwerk.

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www.annkatringrass.de


Bildnachweis

Titelbild: Photo by Fabian Blank on Unsplash


Quellen

 

1.     Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG), 2019. https://www.bmbf.de/bmbf/de/home/_documents/die-novellierung-des-berufsbildungsgesetzes-bbig.html (letzter Zugriff am 21.03.2022)

 

2.     Bundesinstitut für Berufsbildung. Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2021 in Deutschland insgesamt: Durchschnittliche Beträge in € pro Monat in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer. Bonn, 2022. https://www.bibb.de/system/external_service_provider/2021_Dav_Gesamt%c3%bcbersicht_Ausbildungsverg-1.pdf (letzter Zugriff am 21.03.2022)

 

3.     Handwerkskammer Trier. Ausbildungsvergütungen. Trier, 2022. https://www.hwk-trier.de/downloads/ausbildungsverguetungen-54,202.pdf (letzter Zugriff am 21.03.2022)

 

4.     Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr Saarland. Ausbildungsvergütungen in ausgewählten Tarifverträgen, 2022. https://www.saarland.de/mwaev/DE/downloads/arbeit/tarifregister/ausbildungsverguetung.pdf?__blob=publicationFile&v=8 (letzter Zugriff am 21.03.2022)

 


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